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Überfischung der Meere

Mai 14, 2021 5 min lesen.

Überfischung der Meere

Während Fleischverzicht ein weit verbreitetes und aktuelles Thema ist, wird deutlich seltener über den Konsum von Fisch gesprochen. Nachhaltig leben bedeutet nicht nur, den eigenen Fleischkonsum zu überdenken und bewusst zu gestalten. Auch der Verzehr von Fisch und Meeresfrüchten trägt einen elementaren Teil zu Veränderungen unseres Ökosystems bei.

So wundert es nicht, dass die Überfischung der Meere immer weiter zunimmt. In Folge dieser Zunahme sind viele Fischbestände völlig erschöpft und Fischarten vom Aussterben bedroht. Mit Hilfe strenger Fangquoten und weiterer Maßnahmen wird seit einigen Jahren versucht, die Überfischung aufzuhalten. Erfolge zeigen sich diesbezüglich bisher nicht.

Während der Reichtum an Fisch lange Jahre unerschöpflich schien, werden wir heute mit der bitteren Wahrheit konfrontiert: Fisch ist nicht in unbegrenzten Mengen vorhanden und die Fischerei plündert die Weltmeere. Was viele nicht wissen ist dass diese weltweite Überfischung der Meere zu einer der größten Bedrohungen für die Gesundheit der Meere zählt und das Überleben der Meeresbewohner stark gefährdet.

Von allen kommerziell genutzten Fischbeständen galten 2018 auf der ganzen Welt bereits 33 Prozent als überfischt. Insbesondere in unseren europäischen Gewässern gilt die Ausgangslage als schlimm, da im Mittelmeer und dem Schwarzen Meer 62,6 Prozent als überfischt gelten. Letztendlich sind jedoch auch diese Zahlen nur ansatzweise reliabel, da für einige Fischbestände Daten fehlen und daher nur für weniger als die Hälfte alles Bestände eine Beschreibung der Zustands gemacht werden kann.

Was bedeutet Überfischung?

Überfischung lässt sich in zwei verschiedene Formen unterscheiden: Die Rekrutierungsüberfischung und die Wachstumsüberfischung. Mit der Rekrutierungsüberfischung ist gemeint, dass die Fischerei einem Bestand mehr Fische entnimmt, als in den darauffolgenden Jahren auf natürliche Art und Weise nachkommen können. Im schlimmsten Fall würde dies zum kompletten Aussterben einer Art führen.

Bei der Wachstumsüberfischung werden Fische gefangen, bevor sie ihr maximales Gewicht erreicht haben. Die Fische würden einen größeren Ertrag geben, wenn sie zu einem späteren Zeitpunkt in ihrem Lebenszyklus gefischt würden.

Wie schlimm steht es um die Fische im Meer?

Die Folgen und Ausmaße der Überfischung zeigen sich in der Tatsache, dass bereits ein Drittel der weltweiten Fischbestände überfischt sind. Der EU-Definition zu Folge sind allein im Mittelmeer über 90 Prozent der Fischbestände überfischt. So wundert es nicht, dass sie die gesamte Fischpopulation in den 40 Jahren von 1970 bis 2010 halbiert hat.

Die Menge an Fisch, die Menschen auf der ganzen Welt jedes Jahr aus dem Wasser holen, wird auf 80 Millionen Tonnen geschätzt, wobei es sich bei der Hälfte dieser Fischmengen um Beifang handelt.

Etwa 88 Prozent der Fische, die gefangen werden, langen auf unseren Tellern, wobei jeder Mensch im Schnitt jedes Jahr etwa 20 Kilogramm Fisch verzehrt. Vor 50 Jahren war es noch halb so viel Fisch, der pro Kopf gegessen wurde.

Was ist das Problem an der Überfischung?

Die Idee, den Fischfang einfach ein paar Jahre zu pausieren, bis sich die Fischbestände erholt haben, kann laut BUND nicht die Lösung sein, da die hierbei freiwerdenden Nischen im Ökosystem von anderen Fischarten besetzt würden. Verschwinden Arten komplett, würde dies unser gesamtes Ökosystem verändern.

Ein weiteres Problem ist, dass die Fische immer kleiner und früher geschlechtsreif werden, da diese auf Grund ihrer Größe einen evolutionären Vorteil besitzen: Sie können den Maschen der Fangnetze entwischen und sich fortpflanzen. Jedoch bringt das Verkleinern der Fische auch eine Abnahme der Fischbestände mit sich, da Fangquoten in Kilogramm festgelegt werden. Es werden also mehr Fische gefischt, während das Gewicht gleich bleibt.

Problematisch ist außerdem die Tatsache, dass die Fischerei häufig nur bestimmte Arten in großen Mengen fischt, was die natürliche Zusammensetzung und Dynamik des Nahrungsnetzes aller Fische und Meeressäugetiere verändert. Hiervon betroffen sind in der Regel große Fischarten am oberen Ende der Nahrungskette, wie Thunfisch, Schwertfisch, Kabeljau, Rochen und Marlin, welche durch die Fischerei bereits stark reduziert wurden. In der Folge werden andere, kleinere Fische gefischt, die bisher Beute für die großen Fische waren. Es wird also von groß nach klein abgefischt. Die Konsequenz dieses Vorgehens ist, dass die Größe der Zielfische stetig abnimmt und das Gleichgewicht des Ökosystems verändert wird.

Was wird an Fischerei-Methoden und Fangquoten kritisiert?

Das Problem der Überfischung begründet sich unter anderem in den Fangmethoden der Fischereien. Beim Fischen mit großen Fangschiffen werden geschätzte 50 Prozent mitgefangen, die gar nicht genutzt werden. Diese werden einfach tot oder verletzt zurück ins Meer geworden. Hierunter fallen auf der ganzen Welt etwa 300.000 Wale, 300.000 Seevögel, mehrere Millionen Haie, 650.000 Robben und 250.000 Meeresschildkröten jährlich.

Neben den Fangmethoden stehen auch die Fangquoten immer wieder in der Kritik. Die offizielle Vorgabe der Europäischen Union zur Fischereipolitik zur erlaubten Menge an Fisch, die dem Meer entnommen werden darf, übersteigt Empfehlungen der Wissenschaftler und wird nicht wirklich als nachhaltig beschrieben.

Die weitreichenden Konsequenzen der Überfischung der Meere sind vielen Menschen nicht bewusst. Sobald die Fischbestände einer spezifischen Art zusammenbrechen, könnte eine Vielzahl von Beschäftigten ihren Job verlieren. In Ländern Afrikas und Südamerikas zeigt sich, wozu die leeren Meere führen: Die Menschen sehen sich zur Piraterie gezwungen, da sie durch Fischfang nicht mehr überleben können.

Wie sieht die Lösung aus?

In manchen Staaten wie beispielsweise Australien oder Neuseeland existieren bereits Schutzgebiete, in denen das Fischen bzw. zumindest die Tiefseefischerei verboten ist. Dazu kommt die Tatsache, dass Schleppnetze mehr und mehr verboten sind, da sie für besonders viel Beifang verantwortlich sind.

Im Jahr 2013 wurde in der EU eine Fischereirefom beschlossen, der zu einem Rückgang der Überfischung führen soll. Hierfür wurden Regelungen zu Beifang, Fangmenge und der Größe der Schiffe festgelegt, die allerdings zu selten kontrolliert werden.

WWF fordert daher Mehrjahrespläne der EU anstelle von jährlichen Fangquoten, die das gesamte Ökosystem in Betracht ziehen. Weiter sollen sich diese Mehrjahrespläne an den Empfehlungen der Wissenschaftler orientieren und faire Fischereiabkommen mit Drittstaaten beinhalten. Letztere sind vor allem wichtig, da das Überleben vieler Menschen in Entwicklungsländern von dieser Arbeit abhängt. Ein gemeinsames Abkommen mit diesen Ländern soll eine umweltverträgliche und nachhaltige Fischerei fördern und die Rechte und Bedürfnisse der lokalen Fischer schützen.

Das kannst du gegen Überfischung tun

Die optimale Lösung um dem Fischfang entgegenzuwirken ist natürlich, wenn du selbst auf Fisch verzichtest. Wenn du jedoch ab und an Fisch zu dir nehmen möchtest, ist es wichtig, dass du einen Blick in einen sogenannten Fischratgeber wirfst. Solche gibt es von WWF (Einkaufsratgeber Fisch) oder von Greenpeace (Fischratgeber). Diese Ratgeber geben dir eine Übersicht darüber, welche Fischprodukte du unbedenklich essen kannst und von welchen du derzeit lieber die Finger lassen solltest. Darüber hinaus kannst du auf Siegel wie das MSC Siegel oder Naturland achten.

Eine weitere Alternative ist das Kauf von Fisch aus Aquakulturen, wobei auch diese Haltung und Züchtung viel diskutiert werden. Achte daher hier besonders auf Produkte mit Bio-Siegel wie beispielsweise Bioland.

Indem du also Fisch auf nachhaltigem Angebot bevorzugst, trägst du dazu bei, den Markt ein wenig mehr in Richtung naturverträgliche Fischerei zu lenken. Dies ist wichtig, um auch in vielen Jahren noch Fische und Meeresfrüchte in unserem Lebensmittelangebot zu erhalten.


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